Bilderfluss – Literarisch-künstlerisches Modul

In diesem Modul haben wir uns mit den Rheindarstellungen in Literatur und in der bildenden Kunst beschäftigt.

Bildende Kunst

Der Rhein ist stets ein bildschöpfender Fluss gewesen. Große Künstler wie Anselm Kiefer, Wolf Vostell, Andreas Gursky, William Turner, Max Ernst und Caspar Nepomuk haben Kunstwerke geschaffen, die wir gemeinsam im Unterricht betrachtet und analysiert haben. Ein Ausflug in das grandiose Museum Kolumba hat uns weitere vielfältige Anregungen für die eigenen Kunstwerke gegeben, die wir anschließend angefertigt haben. Ausgangspunkt waren die beiden Flüsse Rhein udn Wolga, die wir auf Papier übertragen haben. Die Linien haben wir dann weiterentwickelt. Mals sind konkrete, mal abstrakte Bilder entstanden, wobei Rhein udn Wolga stets den Ausgangspunkt darstellte. Die Bilder haben wir der der Schulöffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert.

Hier sehr ihr einige der Flussbilder:

 

Literatur 

Hier einige Rheingedichte, die uns besonders gut gefallen haben:

Loreley

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldnes Haar.

Sie kämmt es mit goldnem Kamme,
Und singt ein Lied dabey;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodey.

Den Schiffer, im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh‘.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.

Heinrich Heine

Kühle auf dem schönen Rheine,
Fuhren wir vereinte Brüder,
Tranken von dem goldnen Weine,
Singend gute deutsche Lieder.
Was uns dort erfüllt die Brust,
Sollen wir halten,
Niemals erkalten,
Und vollbringen treu mit Lust!
Und so wollen wir uns teilen,
Eines Fels verschiedne Quellen,
Bleiben so auf hundert Meilen
Ewig redliche Gesellen!

Eichendorff

Rheinkahne

Den Rhein durchgleiten die großen

Kähne. Breit und flach.

Es sitzen zwei Badehosen

Auf dem hintersten Dach.

In diesen Hosen stecken

Zwei Männer, nackt und braun.

Die lieben das Tempo der Schnecken

Und schimpfen auf ihre Fraun.

Und mustern die fremden Weiber,

Die strandlängs promeniern.

Glauben doch oft nackte Leiber,

Daß sie an sich imponieren.

Wie ausgetretene Schuhe

Sind diese Kähne. Hat jeder Kahn

Solch friedlich häusliche Ruhe,

Hat keiner das Getue

Der preußischen Eisenbahn.

In jedem Kinderwagen

Am Strande rollt ein Kind.

Keins dieser Kinder wird fragen,

Was Schleppkähne sind.

Ringelnatz

 

Kölner Dom

Rheinkohle statt Gold
Die Fische und die nackten Nymphen
Sterben im romantischen Wasser aus
Über die Brücke fahren nur Trauerzüge
In Särgen wird das letzte Gold geschmuggelt
Der Osten exportiert seine Frühsonne
Aurora ist kein Frauenname mehr
Doch paßt er gut für eine Aktiengesellschaft

Wir kamen von Frankreich
Über den Bahnhof hinaus fuhr unser Zug in den Kölner Dom
Die Lokomotive hielt vor dem Allerheiligsten
Und kniete sanft
Zehn Tote kamen direkt ins Paradies
Petrus ,,English spoken“ auf dem Ärmel, bekam ein gutes Trinkgeld
Die glasgemalten Engel telephonierten
Und flogen hinüber zur Cox-Bank
Rosa Dollarschecks einzulösen

Gegen Mittag wurde ein neuer Zug gen Warschau gebildet.

Iwan Goll

 

Der Rhein und Deutschlands Stämme

Es fließt ein Strom durch das deutsche Land,
drin spiegeln sich Schlösser und Zinnen;
er ist in den deutschen Gauen bekannt,
kein Refrain kann demselben entrinnen.
Und alle Romantik hat hier ihr Revier,
und je lauter das Rheinlied, je kälter das Bier
der kleinen und großen Verdiener.
Zum Beispiel so der Berliner:
„Ein rheinischet Meechen – beim rheinischen Wein –
Ja, Donnerwetter nich noch mal!
Na, det muß ja der Himmel auf Erdn sein -!
Wat, Lucie – ?“

Wer Lieder für Operetten schreibt
aus Prag, aus Wien und aus Bentschen -:
den Rhein möcht ich sehn, der da ungereimt bleibt –
es sind halt geschickte Menschen!
Und was sie dichten, ganz Deutschland grölts,
von Aachen bis Dirschau, von Kiel bis nach Ölz;
wo nur Treue und Weinbrand wachsen.
Zum Beispiel so unsere Sachsen:
„Ein rheinisches Mädchen – beim rheinischen Wein –
Nu heere mal, Agahde, was hasd dn
Krachenschont nich midgenomm? ’s is doch
so giehle uffm Wasser?
Diß muß ja der Himmel auf Erden sein!
Eicha …!“

Im Rhein, da quillt unsere Mannesbrust,
da liegen dicke Tantiemen;
und befällt den Deutschen die Sangeslust:
hier kann er das Ding unternehmen.
Es reimt sich der Rhein
auf Schein und auf Sein
und auf mein und auf dein,
auf Jüngferlein, Stelldichein, Gänseklein …

Und ist auch zerklüftet das deutsche Reich:
Im Morrbad der Lyrik verstehn sie sich gleich.
Viel schneller als bei Richard Dehmel.
Zum Beispiel so jener aus Memel:
„Äin rhäinisches Mädchen – bäim rhäinischen Wäin –
äi, das muß ja der Himmel – auf Erden säin –
Wäißt, wenn dir der Wäin nich schmeckt,
jieß noch ’n kläin Schnaps-che räin! –
Äi, das muß ja der Himmel auf Erden säin – !
Oder mäinst näin – ?“

So ist der Rheinstrom ohne Fehle,
das Familienbad der deutschen Seele.

Kurt Tucholsky